Manager / Kapitän als Vorbild
Führungskräfte
„Nur wenige Führungskräfte sehen ein, dass sie letztlich nur eine einzige Person führen
können: sich selbst."
Per F. Drucker, österreichischer Management-Analytiker (geb. 1909)
Führungskräfte in rauer See: Der Spagat zwischen Vorgaben der Firmenleitung und den Mitarbeitern ist oft kaum zu schaffen.
Der Kapitän als Vorbild: Hart, aber herzlich
Das Schiff schlingert seit Wochen durch raue See, der Kurs ist unklar. Trotz aller Widrigkeiten verfolgt der Kapitän eisern sein Ziel, ein feindliches Kaperschiff, und macht seiner Crew Mut, trotz Stürmen und Flauten durchzuhalten. Er spricht mit jedem an Bord. Hier eine Aufmunterung, dort ein Lob. Als er sich schließlich selbst an vorderster Front ins Kampfgetümmel stürzt, folgen ihm die Leute bereitwillig, denn ihr Kapitän verlangt nichts von seiner Mannschaft, was er nicht selbst tun würde.
Der Kinofilm „Master and Commander", das Seefahrer-Epos mit Russell Crowe als Kapitän Jack Aubrey (ab 19. Februar 2004 wiedr im Kino), ist eine eine Parabel über Führung und Teamentwicklung unter schwierigen Bedingungen. Ein Zustand, der derezit in vielen Unternehmen an der Tagesordnung ist. Der Sturm der Rezession hat bei vielen Firmens Schlagseite verursacht, einige sind sogar untergegangen. Der Wettbewerb zwingt so manches Unternehmen zu „Preispiraterie" und führt zu „feindlichen Übernahmen". Die Budgets werden drastisch rationiert, die Mannschaft verkleinert.
Die Folgen dieser Entwicklung belegt eine repräsentative Umfrage der Unternehmensberatung Gallup: Nur zwölf Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind engagiert bei der Arbeit und zufrieden mit ihrem Job. Dagegen machen 70 Prozent der Beschäftigten nur Dienst nach Vorschrift, 18 Prozent haben bereits innerlich gekündigt. „Viele Arbeitnehmer erleben täglich, dass Leistung nicht gewürdigt und schon gar nicht honoriert wird", sagt der Unternehmensberater Hans Kindermann von Integral Training in Mölln.
Das Problem beginne fast immer bei Vorständen und Geschäftsführern. „Sie setzen die Signale für die Führungskultur in ihren Unternhemen", so Kindermann. Doch der Eindruck, den viele Wirtschaftskapitäne bei ihren Mitarbeitern hinterlassen, sei verheeren: Selbstbedienungsmentalität auf der einen Seite, rigorose Sparprogramme zu Lasten der Belgschaft auf der anderen Seite. Kindermann: „Es geht nur noch um den Nachweis kurzfristiger Erfolge und erfolgreicher Bilanzen zu Gunsten der Aktionäre und Investoren - ein Mechanismus, ähnlich wie in der Politik. Die Menschen, das wirkliche Kapital eines Unternehmens, fühlen sich nicht ernst genommen, sondern ausgebeutet. "
Unmut und Demotivation sind die Folgen. Auffangen müssen dies die Führungskräfte der unteren und mittleren Ebenen. „Sie stehen im Kreuzfeuer", sagt die Hamburger Organisationsberaterin Vera Wulff: „Denn sie müssen die Vorgaben der Führungsspitze erfüllen und gleichzeitig ihre Teams motivieren und zu Höchstleistungen anspornen." Ein Spagat, dem so mancher nicht gewachsen scheint, wie Hans Kindermann meint: „Viele Führungskräfte sind durch Schulungen »verbildet« worden. Sie haben Tricks und Techniken gelernt, wie sie andere Menschen manipolieren können - aber nur selten, wie sie Verantwortung delegieren und Mitarbeiter gezielt führen und fördern können."
„Nur wenige haben die Persönlichkeit und integrative Kraft von Kapitän Aubrey", erklärt der Hamburger Managementcoach Manfred Klapproth von ProAktiv Lernen. Der Film zeige eindrucksvoll, dass Führung unter extremen Bedingungen in der Sache hart und konsequent, aber gleichzeitig menschlich und verständnisvoll sein könne. „Führungskonsequenz führt nicht automatisch zu einer harten, unangenehmen Führungspersönlichkeit", so Klapproth.
So können Sie Motivation steigern
Laut Gallup-Umfrage sind 88 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland im Job nicht motiviert. Als Gründe für fehlendes Engagement führen die Befragten übereinstimmend an, dass
- sie nicht wissen, was von ihnen erwartet wird,
- ihre Vorgesetzten sich nicht für sie als Menschen interessieren,
- sie eine Position ausfüllen, die ihnen nicht liegt und
- ihre Meinungen kaum Gewicht erhalten.
Was kann das Management einer Firma tun,
um die Motivation zu steigern? Dazu der
Unternehmensberater Andreas von Studnitz:
„Erstens wird der Begriff »Human
Resources« zum Tabu erklärt. Menschen sind
kein Rohstoff, der nach Belieben ausgebeutet
werden kann.
Zweitens wird die Belegschaft bei einer
Krise eingehend über die Gründe und künftigen
Pläne informiert.
Drittens sollten die Mitarbeiter von Anfang
an aktiv in die notwendigen Veränderungen
einbezogen werden. dafür sinnvoll sind
Workshops für Führungskräfte und Mitarbeiter,
moderiert von einem erfahrenen Berater."
... von Mark Hübner-Weinhold / Hamburger Abendblatt / 31. Januar 2004
... Resümee
Die Eigenschaft eines guten Managers ist „zuhören, zuhören, zuhören. Denn die Zeiten sind vorbei, als ein Vorstandsvorsitzender davon ausgehen konnte, daß er alles besser weiß als die jungen, schnöseligen Mitarbeiter.”
Die Devise für Topmanager muß heute lauten: „Wir müssen wissen, was unsere Mitarbeiter wirklich bewegt. Man muß alles sehen, vieles übersehen und nur in gravierenden Fällen eingreifen.”
„Für Erfahrungen muss man teuer bezahlen,
und trotzdem will niemand sie haben,
wenn man sie verschenken möchte.”
♦ LUDWIG BÖRNE ♦